258 §. 91. Die Religionskriege in Deutschland.
festigen, und seine Streitkräfte aus Ungarn und Ztalien zu-
sammenziehen , worauf er sodann gleich die N e i ch s a ch t
gegen die schmalkaldischen Bundeöhäupter
aussprach.
Da diese mehr vertheidigungs-, als angriffsweise zu Werke
gehen wollten, so wagten sie bei ihrer Belagerung von In-
golstadt keinen ernstlichen Sturm, sondern brachen bald wie-
der auf, um das aus den Niederlanden herkommende kaiserliche
Hülfsheer an einer Vereinigung mit dem Kaiser zu verhindern.
Da ihnen aber dies nicht gelang, so gieng nun der Kaiser
'angriffsweise zu Werke und drang in Schwaben ein. Eben
als die schmalkaldischen Fürsten, weil sie von den oberländi-
schen Städten nicht ausreichend unterstützt wurden, Friedens-
vorschläge thaten, trat Moritz, nachdem er vom Kaiser
die geheime Versicherung der Kur würde erlangt
hatte, offen für den Kaiser auf und nahm das Land
Johann Friedrichs, das ihm dieser bei'm Ausbruch des Krieges
arglos zur Verwaltung anvertraut hatte, in eigenen Besitz. Da
nun der Kaiser die Verbündeten aufforderte, sich auf Gnade
und Ungnade zu unterwerfen, so zogen die Fürsten vom
bisherigen Kriegsschauplatz ab, ein jeder um sein Land zu
vertheidigen.
Während der Kaiser sich nun alle süddeutschen
Städte unterwarf und sie m i t st a r k e n Schatzungen
bestrafte, befreite Kurfürst Johann Friedrich, sein Land
von den schwachen Besatzungen Moritzens, der sich zu Ferdi-
nand nach Böhmen flüchtete, und nahm an der Elbe eine
für Ferdinand drohende Stellung ein.
Dies bewog den Kaiser nach Böhmen aufzubrechen und
nach seiner Vereinigung mit Ferdinand und Moritz mit einem
starken Heere von da aus in Sachsen einzurücken, wo er den
nach Wittenberg eilenden Kurfürsten einholte, ihn
1547 in der Schlacht bei Mühlberg gefangen nahm und seines
Kurfürstenthums verlustig erklärte, das nun an Moritz ver-
liehen wurde, so daß also die K u r nun auf die albe r-
tinische Linie von Sachsen übergieng.
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Extrahierte Personennamen: Moritz Johann_Friedrichs Johann Friedrichs Johann_Friedrich Johann Friedrich Moritzens Ferdinand Ferdinand Moritz Moritz
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Ungarn Niederlanden Schwaben Sachsen Wittenberg Mühlberg Sachsen
§. 103. Preußens Emporkommen.
307
höchst thätiger und sparsamer, dabei deutsch und christlich-
gesinnter Regent, durch feste Einrichtungen im Verwaltungs-
wesen, durch Verstärkung des Heeres und durch Beförde-
rung des Landbaus seine Staaten in eine solche Ordnung,
daß er außer den erhöhten jährlichen Einkünften einen
Schatz von neun Millionen Thaler und eine wohlgehaltene
Armee von 83,000 Mann hinterließ.
Mit diesen Mitteln gedachte sein Sohn Friedrich tl
(geb. 1712) seinen Staat auf eine noch höhere Stufe zu
erheben. Kaum hatte daher Maria Theresia (Gemahlin
des Herzogs Franz Stephan von Toscana) vermöge der
pragmatischen Sanction die österreichische Erbschaft angetre-
ten, als Friedrich Ansprüche auf vier schlesische Fürsten-
thümer hervorsnchte, und, weil Maria Theresia jene nicht
anerkannte,
1740 — 1742 den e r st e n s ch l e si s ch e n Krieg begann, der
durch Friedrichs Sieg über die Österreicher hierauf
1741 — 1748 den österreichischen Erbfolgekrieg veran-
laßte, indem nun Kurfürst Karl Albrecht von Bayern
wegen Verwandtschaft mit dem österreichischen Kaiserhause
auf den ganzen österreichischen Staat, Philipp V von
Spanien aber auf die Lombardei Anspruch machte, und
Frankreich, Preußen und Sachsen sich mit Bayern
verbündeten.
Karl Albrecht besetzte sogleich Österreich, ließ sich in
Prag huldigen und 1741 als Karl Vii zum deutschen
Kaiser in Frankfurt krönen. Unterdessen aber befreite
Maria Theresia mit Hülfe der Ungarn ihr Österreich
wieder, eroberte Bayern, und machte mit Friedrich, dem
sie Schlesien überließ, und mit Sachsen Frieden;
worauf dann die österreichischen Heere den Kaiser zur Flucht
aus Bayern nöthigten, und die Franzosen aus Böhmen
hinaus- und mit Hülfe der Engländer über den Rhein zu-
rücktrieben.
Diese raschen Fortschritte aber bewogen Friedrich in
Verbindung mit dem Kaiser und mit Frankreich zum zwei-
20*
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Franz_Stephan_von_Toscana Franz Friedrich_Ansprüche Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Friedrichs Karl_Albrecht_von_Bayern Karl Albrecht Philipp_V_von
Spanien Philipp Karl_Albrecht Karl Albrecht Karl_Vii Karl Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Friedrichs Frankreich Sachsen Prag Frankfurt Ungarn Sachsen Bayern Rhein Frankreich
tz. 104. Der siebenjährige Krieg.
309
Im ersten Kriegs fahre schlug Friedrich mit einem
dreimal kleineren Heere den österreichischen Feldmarschall
Brown in Böhmen, und brachte Sachsen, dessen Heer
die Waffen vor ihm strecken mußte, in seine Gewalt.
Im zweiten Jahre eroberte Friedrich Böhmen durch
den Sieg bei Prag, welchen Schwerin durch seinen
Heldentod herbeiführte; und obgleich Friedrich durch seine
Niederlage bei Collin Böhmen wieder verlor und
die Engländer ihm ihre bisher geleistete Unterstützung ent-
zogen, so jagte er doch die Franzosen sammt der
Reichsarmee bei Roßbach in die schimpflichste Flucht
und entriß durch den Sieg bei Leuth en den Öster-
reichern das von ihnen wieder besetzte Schlesien.
Im dritten Jahre schickten die nun für Friedrichs
Ruhm begeisterten Engländer ein Hülfsheer, das unter
dem tapfern Ferdinand von Braunschweig die
Franzosen am Rhein schlug, während Friedrich sein Bran-
denburg gegen die eindringenden Russen durch die mörde-
rische Schlacht bei Zorndorf, und Schlesien gegen die
Österreicher, ungeachtet des von ihnen erlittenen Ü b er-
falls bei Hochkirch, rettete.
Im vierten Jahre konnte Friedrich (da seine Heere
durch die bisherigen Anstrengungen so viel gelitten hatten,
während der ohnedieß fast dreimal überlegene Feind stets neue
Verstärkungen bekam) trotz des S i e g e s b e i Minden
über die Franzosen, die Vereinigung der Russen
und Österreicher nicht hindern, und nach der unglück-
lichen Schlacht bei Kunersdorf, so wie nach dem
Verluste Dresdens nur noch einen Theil von Sachsen be-
haupten.
Im fünften Jahre verlor er zwar anfangs Schlesien,
gewann es aber durch seinen Sieg bei Liegnitz gegen
den österreichischen Feldmarschall Laudon (bis auf die
Festung Glatz) wieder, worauf er sich durch Ziethens
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Feldmarschall
Brown Friedrich_Böhmen Friedrich Friedrich Friedrich Friedrichs Ferdinand_von_Braunschweig Ferdinand Friedrich Friedrich Friedrich_( Friedrich Glatz
§. 95. Die Reformation in den skandinavischen Reichen. 277
aber großer Härte des Gemüths, nach Besiegung des letzten
schwedischen Reichsverwesers durch den Frieden zu Upftla 1520
die calmarische Union hergestellt. Weil er aber unmittelbar
nach seiner Krönung zu Stockholm seine Herrschaft über
Schweden durch Hinrichtung der ihm ungünstigen Adeligen,
Geistlichen und Bürger (durch das stockholmer Blutbad)
zu befestigen suchte, sammelten sich die Bedrückten um Gustav
Wasa, den tapfern Sprößling eines alten Königsgeschlechts,
der aus dänischer Haft, im der ihn Christian wortbrüchiger
Weise als Geisel hielt, entkommen war und unter vielen
Lebensgefahren bei den biedern Dalekarliern Aufnahme
und Unterstützung gefunden hatte. Bald erhoben sich alle
Schweden, verjagten mit Hülfe der Hansa die Dänen, und
wählten (1521) Gustav Wasa zum Reichsverwescr und
zwei Jahre darauf, als Christian in einem Aufstande der
Dänen nach den Niederlanden entfloh, zu ihrem Könige. Da-
durch wurde
1323 die calmarische Union für immer aufgelöst.
Gustav Wasa begünstigte die lutherische Lehre in
seinem Lande, brach die Macht der Geistlichkeit, nahm auch
den Bürger- und Bauernstand unter die Neichsstände auf,
und legte in dem gleichen Jahre
1327 durch eine Reichs - und Kirchenversammlung den Grund
zur R esorm ati o n, die bis zum Jahre 1544 im ganzen
Lande völlig durchgeführt wurde. Obgleich viele
Kirchengüter eingezogen wurden, so blieb doch unter den pro-
testantischen Kirchen die schwedische eine der reichsten. — Gustav
legte den Grund zu einer Seemacht, suchte den Handel zu
heben, unterstützte Wissenschaft und Kunst, machte die Thron-
folge in seinem Stamme erblich und starb nach 37jähriger
Regierung im Jahre 1560.-
Sein zweiter Nachfolger Johann Iii wollte zwar die
katholische Religion wieder zurückführen, aber das Volk hielt
die errungene Glaubensfreiheit so fest, daß es sogar den Sohn
und Nachfolger desselben, S i g m u n d, der zugleich Krieg in
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Gustav
Wasa Gustav Christian Gustav_Wasa Gustav Christian Gustav_Wasa Gustav Gustav Gustav Johann_Iii Johann
280
h. 96. Der dreißigjährige Krieg.
2. Das siebzehnte Jahrhundert.
fl. Der dreißigjährige Krieg.
rr) Der böhmisch-pfälzische und der niedersächsisch-
dänischekrieg.
§. 96. ^ie Spannung der Katholiken und Protestanten in
Deutschland stieg unter der schwachen Regierung Ru-
dolfs Ii, des Sohnes Marinülians Ii, durch gegenseitige
Eingriffe immer höher. Die Protestanten drangen auf Er-
neurung der Religionsfriedcns - Bestätigung, die man ihnen
aber nur gegen Herausgabe der seit dem Passauer-Vertrag
eingezogenen Güter gewähren wollte. Als daher die Unter-
drückung der Protestanten insteyermark und die Ächtung Do-
nauwörths ihre Besorgnisse steigerte, so schloßen sie 1608
eine Union zum Schutze ihrer Rechte unter dem reformirten
Kurfürsten Friedrich Iv von der Pfalz, wogegen als-
dann die Katholiken eine Liga unter dem Herzog Maxi-
milian von Bayern schloßen. Beide Theile geriethen
kurz darauf bei Gelegenheit des Iülichischen Erbfolgestreites mit
den Waffen aneinander; doch machten sie bald wieder Frieden.
Als nach Rudolfs Tode sein Bruder Mathias Kai-
ser wurde, ließ er sich bereden, seinem Vetter Ferdinand,
als künftigem Nachfolger, einstweilen die Regierung von Böh-
men, Ungarn und Österreich zu übertragen. Weil aber der
sirengkatholische Ferdinand in seinen Erblanden Steyermark,
Kärnthen und Krain den Protestantismus völlig unterdrückt
hatte, so befürchteten die protestantischen Stände in Böhmen,
welche von Rudolf im sogenannten Majestätsbriefe
freie Religionsübung erhalten hatten, das gleiche Schicksal.
Wirklich wurde auf kaiserlichen Befehl von zwei Kirchen,
welche von protestantischen Unterthanen katholischer Stände
gebaut worden waren, die eine niedergerissen, die andere
geschlossen, und als die protestantischen Stände sich darüber
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iv Friedrich Rudolfs Mathias_Kai- Ferdinand Ferdinand Ferdinand Rudolf Rudolf
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Marinülians Bayern Iülichischen_Erbfolgestreites Rudolfs Ungarn Krain
§. 96. Der dreißigjährige ñrreg.
231
beschwerten, erhielten sie einen scharfen Verweis. Wüthend
darüber warfen Abgeordnete dieser Stände unter Anführung
des Grafen Mathias von Thurn zwei katholische Mit-
glieder der kaiserlichen Statthalterschaft in Prag zu den
Fenstern der Schloßkanzlei hinab. Die Folgen dieser rohen
Gewaltthat voraussehend, rissen dann die protestantischen
Stände die Regierung an sich, weigerten sich nach dem
kurz darauf eingetretenen Tode des Kaisers Mathias den
nunmehrigen Kaiser Ferdinand! als ihren König an-
zuerkennen, und gaben dem Kurfürsten Friedrich V von
der Pfalz die böhmische Krone, die derselbe, angetrieben
von seiner ehrgeizigen Gemahlin, ungeachtet der Abmah-
nung aller Kurfürsten, so wie auch Frankreichs und Eng-
lands , aus Eitelkeit annahm. So entstund
1618 der dreißigjährige Krieg.
Denn unverweilt rückte nun der mit dein Kaiser ver-
bündete, als Feldherr und Staatsmann gleich ausgezeich-
nete Herzog Maximilian von Bayern mit dem
ligistischen und kaiserlichen Heere durch Österreich (wo er die
gleichfalls im Aufstand begriffenen Protestanten zum Gehor-
sam zurückbrachte) in Böhmen ein, und schlug das schlecht
geführte Heer des entmuthigten Friedrich 1620 in der
Schlacht am weißen Berg bei Prag so gänzlich, daß
Friedrich eiligst aus dem Lande floh, um im nördlichen Deutsch-
land Hülfe zu suchen. Hierauf erklärte ihn der Kaiser in die'
Acht und seiner pfälzischen Länder verlustig; die Böhmen aber
wurden hart bestraft und späterhin (1526) alle diejenigen
Protestanten, die nicht zur katholischen Kirche zurückkehrten,
unter Entziehung des größten Theils ihrer Habe, aus dem
Lande vertrieben.
Da sich nun die Union auflöste, nahm sich des geäch-
teten Kurfürsten Niemand an, als der Markgraf von
Baden- Durlach und die in pfälzischen Diensten stehenden
Söldncrführer Prinz Christian von Braunschweig-
H alberstadt und Graf Ernst von Mannsfeld, welche
beide letztere am Rhein einen Plünderungskrieg gegen die
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Extrahierte Personennamen: Mathias_von_Thurn Mathias Ferdinand Friedrich Friedrich Maximilian_von_Bayern Maximilian Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Christian_von_Braunschweig- Graf_Ernst_von_Mannsfeld Ernst
282
§. 96. Der dreißigjährige Krieg.
katholischen Stifter führten. Als ihnen nun Tilly mit dem
ligistifchen Heere entgegentrat, wurde er zwar anfangs von
Mannsfeld bei Wies loch geschlagen, besiegte aber nachher
den Markgrafen von Baden bei Wimpfen und den Prin-
zen Christian bei Hoch st und nahm die Pfalz aufs härteste
mit. Hierauf verlieh der Kaiser an Maximilian von
Bayern für seine Verdienste um das Haus Österreich und
die katholische Sache 1623 die pfälzische Kurwürde.
Zwar setzten Prinz Christian und Mannsfeld ihren
Plünderungskrieg nun in Westphalen fort, wurden
aber von Tilly gezwungen, ihre Heerhaufen zu entlassen,
und es schien den Protestanten ein erfolgreicher Widerstand
nicht mehr möglich zu seyn.
Jetzt aber regte sich die Eifersucht Frankreichs auf das
überwiegende Ansehen Österreichs und Spaniens, und, von
Richelieu geleitet, verbündete es sich, um dem Wieder-
anwachsen der spanisch-österreichischen Macht entgegenzu-
treten, heimlich mit E n g l a n d, Holland und Dänemark,
und gab dadurch, (während es die Protestanten in seinem ei-
genen Innern verfolgte), den Protestanten in Deutschland neuen
Muth zum Widerstand.
Bald erschienen, durch diese Verbündeten mit Geld unter-
stützt, Christian und Mannsfeld mit neugeworbenen Heeren,
und während deßhalb Tilly in Westphalen blieb, erhob sich
der von ihm bedrohte nie der sächsische Kreis unter
Anführung des Königs Christian Iv von Dänemark,
der wegen Holstein zugleich deutscher Reichsfürst war. An-
derseits aber ließ der Kaiser, um nicht immer von der Liga
abhängig zu seyn, durch Albrecht von Wallenftein
(eig. Waldftein) ein eigenes Heer werben und es unter dem
Oberbefehle desselben in's Feld rücken.
Weil sich aber auch zugleich die Hugenotten in Frank-
reich wieder erhoben, so trat Richelieu, noch ehe es in
Deutschland zum Schlagen kam, aus jenem Bündnisse, das
ohnedieß der Papst nicht billigte, wieder zurück, und die
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Extrahierte Personennamen: Tilly Mannsfeld Christian Maximilian_von
Bayern Maximilian Christian Mannsfeld Tilly Richelieu Christian Mannsfeld Tilly Christian_Iv_von_Dänemark Albrecht_von_Wallenftein Albrecht Richelieu
Extrahierte Ortsnamen: Baden Frankreichs Spaniens Holland Deutschland Holstein Frank- Deutschland
284
§. 96. Der dreißigjährige Krieg.
kam, so schloßen sich Frankreich und Papst Urban Viii
eng an einander an, und ersteres besetzte, nachdem es durch
die Eroberung von Rochelle die Hugenotten über-
wältigt hatte, ohne Vorwissen Österreichs den erledigten Her-
zogsthron von Mantua. Zwar gewann der Kaiser in Italien
die Oberhand und dachte schon auch Frankreich anzugreifen,
da wandte sich das katholische Frankreich an die einzige noch
ungeschwächte protestantische Macht, an Schweden,
dessen König Gustav Adolf (si 8« 95) so eben glänzende
Siege in Polen erfochten hatte, und reizte ihn, um Öster-
reichs Machtvergrößerung zu verhindern, durch einen geheimen
Vertrag zu einem Krieg gegen den Kaiser in Deutschland selbst.
Schon dachte der Kaiser den Protestanten einige Nach-
sicht zu erweisen und sich mit Schweden zu verständigen,
als die deutschen Kurfürsten, unter dem Vorgänge Maxi-
milians von Bayern, auf dem Reichstage 1630 in den
Kaiser drangen, sowohl in Italien den Frieden herzustcllen
als auch den Wallenstein vom Oberbefehl zu ent-
fernen, weil ihnen derselbe wegen seiner unerhörten Län-
derbedrückungen und kecken Anmaßungen gegen die Fürsten
mit Recht gefährlich erschien.
Und so sah sich der Kaiser genöthigt, nicht nur seine schon
gewonnene Stellung in Italien aufzugeben, sondern auch den
Mann zu entlassen, der allein im Stande war, das in Deutsch-
land Gewonnene zu behaupten
6. Der schwedich-deutsche Krieg; Frankreichs offene
Einmischung.
§. 97. Eben als Wallenstein vom Oberbefehl abgetreten war,
landete, nicht weniger vom eifrigen Wunsche für die Ret-
tung seiner Glaubensgenossen, als von politischen Rücksichten
getrieben, der fromme und heldenmüthige Schwedenkönig
Gustav Adolf am 24. Juni 1630 unvermuthet mit
15,000 Schweden an der pommerschen Küste und forderte
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Extrahierte Personennamen: Urban Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Mantua Italien Frankreich Frankreich Schweden Polen Deutschland Bayern Italien Italien Frankreichs
266 tz. 97. Der dreißigjährige Krieg.
wohin sich unterdessen Wallenstein gewendet hatte, und
hier kam es
1632 den 6. Nov. zur Schlacht bei Lützen, in welcher
Gustav Adolf von zwei Kugeln getroffen fiel,
seine deßhalb zur Rache entbrannten Schweden aber unter
der Führung Bernhards von Weimar den Sieg über
Wallenstein davon trugen. — Hat einerseits Gustav Adolfs
Erscheinen die protestantische Sache in Deutschland aus
der Gefahr des Untergangs gerettet, so hat anderseits sein
Fall Deutschland von der Gefahr schwedischer Oberherrschaft
befreit.
Von dem Reichsverweser in Schweden Arel Oren-
st i e r n a erhielt nun Herzog Bernhard von Weimar
mit dem General Horn den Oberbefehl über die schwedi-
* schen Truppen, die nun besonders Bayern auf das härteste
bedrängten, ohne daß Wallenstein der gegen Maximilian einen
Groll hegte, sie hinderte. Das zweideutige Betragen dieses
hochstrebenden Mannes, der sich zuletzt, wie man zu ver-
muthen Grund hat, im Einverständnisse mit Frankreich und
den Schweden die Krone Böhmens verschaffen wollte, be-
stimmte den Kaiser, ihn vom Oberbefehl wieder abzurufen,
und weil er sich mit Gewalt darin zu behaupten suchte, ihn
für einen Verräther zu erklären, worauf Wall enstein
von.einem seiner Obersten (in Eger) ermordet
wurde.
Rasch wurden nun die Schweden von den Kaiserlichen
aus Bayern vertrieben, und erlitten bald darauf durch die
Überkühnheit Bernhardts
1634 in der Schlacht bei Nördlingen eine so völlige Nie-
derlage, daß Bernhard von Weimar genöthigt wurde,
sich über den Rhein in's Lothringische zu ziehen, Kursach-
sen aber sich bewogen fühlte, mit dem Kaiser, der nun das
Restitutionsedict fallen ließ,
1635 den Prager Separatfrieden zu schließen,welchen
dann die andern protestantischen Fürsten (mit Ausnahme von
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Bernhard_von_Weimar Maximilian Maximilian Bernhard_von_Weimar
Extrahierte Ortsnamen: Weimar Deutschland Deutschland Schweden_Arel_Oren- Frankreich Eger Bayern Nördlingen Rhein
§. 101. Schwedens Fall und Rußlands Erhebung. 301
1572 die Verwandlung in ein völliges Wahlreich er-
litten hatte, — war seitdem durch das unablässige Stre-
den des Adels, die königliche Macht zu beschränken und
die niedern Stände nicht aufkommen zu lassen,
immer schwächer geworden, und selbst dem tapfern Johann
Sobiesky konnten deßhalb seine Bemühungen, das Land
wieder zu heben, nicht gelingen. Sein Nachfolger Au-
gust ll, Kurfürst von Sachsen, der, um den polnischen
Thron zu erlangen, zur katholischen Religion übergegangen
war, nahm daher den Antrag Peter's zu einem Bündnisse
gegen Schweden um so lieber an, weil ihm dieser Krieg
nicht nur Gelegenheit, sächsische Truppen zu seiner Unter-
stützung nach Polen, das neutral bleiben wollte, zu ziehen,
sondern auch die Hoffnung gab, Liefland wieder zu erobern.
So begann
1700 der nordische Krieg.
Zuerst machte Dänemark den Angriff, aber Karl Xii,
obgleich noch jung, doch von entschlossenem Willen und
kühnem, nur zu abentheuerlichem Geiste, dabei aber edler,
wahrheitsliebender Gesinnung, — landete rasch auf Seeland
und nöthigte Dänemark zum Frieden. Darauf wendete sich
Karl gegen Rußland, und gewann gegen eine fünffach
größere Zahl die Schlacht bei Narva; darauf fiel er
in Polen ein, schlug zweimal die Sachsen und ließ den
Stanislaus Lescinöky zum Gegenkönig gegen Au-
gust wählen; drang dann nach einem neuen Siege durch
Schlesien in Sachsen selbst ein und zwang den König
August, Frieden zu machen und dem polnischen Throne zu
entsagen.
Hierauf kehrte er sich wieder gegen die Russen: denn
Peter hatte unterdeß einen Theil der Ostseeländer erobert,
dort den Seehafen Kronstadt gegründet und darauf Po-
len besetzt. Karl vertrieb ihn wieder daraus, gieng über
die Beresyna, schlug die Russen, vertiefte sich aber beim
Verfolgen in verödete Gegenden, wo er durch Hunger und
Krankheit beträchtlichen Verlust erlitt. Hierauf wandte er
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Johann
Sobiesky Johann Karl_Xii Karl Karl Karl Stanislaus_Lescinöky August Peter Karl